Das Elternhaus von Simon Breu steht in der Innstraße, kurz vor der Innbrücke, wo er am 15. Januar 1858 geboren wurde. Sein Vater war der Frauenkleidermacher Johann von Matha Breu. Er war ein fröhlicher Mann und seine Mitbürger nannten ihn kurz den „Breuschneider“. Die Mutter, Barbara Blum, war sangeslustig und eine immer fröhliche Frau. Simon war der Zweitgeborene von fünf Kindern. Schon als Schulbub war er begeisteter Sänger und beim alljährlichen „Rauhnachtsingen“ war kein anderer als der „Schneider-Simmerl“, wie er von seinen Kammeraden genannt wurde, stehts der Stimmführer. Eigentlich wollte Simon Breu einen Handwerkerberuf erlernen, aber der Vater wünschte, daß er Lehrer werden sollte.
Nach sieben Jahren Werktagschule richtete der Junge ein Gesuch an die „Königliche Regierung von Niederbayern“ (1.10.1870) „um gnädige Aufnahme in die kgl. Präparandenschule zu Pfarrkirchen.“ (Präparandenschule = Vorbereitungsschule)
Dieses Gesuch liegt noch heute im Archiv der Stadt Würzburg. Simon Breu wurde aufgenommen. Drei Jahre Präparandenschule in Pfarrkirchen dienten ihm als Vorbereitung auf das Lehrerseminar in Straubing, in das er 1873 eintrat. Dort wurden auch seine musikalischen Talente entdeckt. Sein Lehrer, Alois Edenhofer, förderte den jungen Mann und unterrichtete ihn im Klavier-, Orgel- und Violinspiel. Groß war der Eifer des Schülers. Schon mit 16 Jahren durfte er vertretungsweise die große Orgel in der St. Jakobs-Kirche in Straubing spielen. Daneben pflegten Lehrer und Schüler zusammen feine Kammermusik in der Wohnung des Lehrers.
Mit 17 Jahren verließ Simon Breu als junger Lehrer das Seminar in Straubing und erhielt seine erste Anstellung als Hilfslehrer in Hengersberg. Die erste Anschaffung aus dem dürftigen Lehrergehalt war ein Klavier. Neben dem Schulunterricht spielte er noch die Kirchenorgel im benachbarten Schwarzach und erteilte Musikunterricht im Kloster-Damenstift der Englischen Fräulein. Hier, im stillen Dorf Hengersberg, entstanden auch seine ersten Marienlieder. Auch echte bayerische Tänze schrieb der junge Schulgehilfe, zu dem er bald nach dem Bestehen der Prüfung ernannt wurde. Die ganze Umgebung kannte bald den musikfrohen Schullehrer von Hengersberg.
Nach seiner Versetzung zur Schule Neuburg a.d. Donau traf er mit dem dortigen Stadtpfarrer und Landtagsabgeordneten Josef Zach zusammen, der den jungen Simon Breu bald mit der von Regensburg ausgehenden Cäcilianischen Bewegung in Verbindung brachte. (Kirchenmusik)
Nun war sein musikalischer Weg vorgezeichnet. Seine ersten Chorlieder entstanden hier, die von der „Liedertafel Kehlheim“ übernommen und uraufgeführt wurden. 1881 wurde Simon Breu wieder nach Straubing berufen. Als Lehrer an der Kreistaubstummenanstalt fand er Gelegenheit, seine über alles geliebte Musik zu pflegen. 1882 übernahm er die Dirigentenstelle des Straubinger „Liederkranzes“. Schon nach drei Jahren fruchtbarer Tätigkeit in Straubing bewarb er sich nach Würzburg. In der dortigen Kreistaubstummenanstalt war die Stelle als Oberlehrer und Hausvater ausgeschrieben. Doch dafür war er noch zu jung. Man bot ihm stattdessen die Stelle eines gewöhnlichen Lehrers in derselben Anstalt an, die er auch annahm.
Simon Breu versprach sich von Würzburg aus mehr musikalische Möglichkeiten als von Straubing. Noch im Jahre seiner Übersiedlung nach Würzburg, es war 1885, trat er die Nachfolge des verstorbenen Domkapellmeisters und Dirigenten des „Würzburgers Sängervereins“ an, wozu ihn der Direktor der Musikschule empfahl. Dieser hatte schnell die Fähigkeit des gebürtigen Simbachers erkannt, nachdem Simon Breu in der kgl. Musikschule Würzburg ein gründliches Studium begonnen hatte. 1889 übernahm der nun schon bekannte Musikus die musikaliche Leitung des „Akademischen Gesangvereins“. In dieser Zeit entstanden eine Reihe seiner besten Kompositionen. „Sonntag ist’s“ niedergeschrieben in einer Unterrichtspause, wurde zu einem der meistgesungen Männerchöre Deutschlands. Ein rundes Dutzend Studentenlieder fielen ebenfalls in diese Zeit, da er Lehrer, Dirigent und Musikstudierender zugleich war.
Im Jahr 1890 trifft Simon Breu Johannes Brahms und Richard Strauß im österreichischen Ischl. Die Wagner Sängerin Marianne Wilt singt, von Brahms am Klavier begleitet, einige Lieder von Simon Breu.
Die große, entscheidende Stunde für den nun schon namhaften Tondichter schlug im Jahre 1894. Die Würzburger Musikschule, wo er lange selbst studiert hatte, berief ihn als Lehrer für Theorie und Chorgesang. Die Zeit als Taubstummenlehrer war vorüber, seine brennende Liebe zur Musik konnte Simon Breu nun zum Beruf machen. Er setzte sein überragendes Können so intensiv ein, daß er, nachdem er noch dazu einen neuen Lehrplan für die Ausbildung zum Schulmusiker entworfen hatte und seine vollkommen neuen Lehrmethoden bald in allen höheren Lehranstalten Bayerns eingeführt wurden, 1912 Sachbearbeiter des bayerischen Kultusministeriums „für das musikalische Unterrichtswesen wurde. Seine schöpferische Arbeit widmete er vor allen den Männerchören. Er wurde Ehrenchormeister der berühmtesten Chöre. Das von ihm bearbeitete „Deutsche Jugendliederbuch für höhere Lehranstalten“ hat jahrzehntelang in den Schulen als Unterrichtsbuch gedient und als Kaiser Wilhelm II. die Herausgabe eines „Volksliederbuches für Männerchöre“ veranlaßte, hat der einstige Simbacher maßgeblich mitgewirkt. Insgesamt umfaßt sein musikalischer Nachlaß ca. 300 Werke. Viele seiner Lieder und Chöre gehören heute zum unveräußerlichen Bestand des Gesangvereins-Repertoires und manche von ihnen sind mittlerweile so volkstümlich geworden, daß man darüber den Komponisten ganz vergessen hat.
Zahlreich waren die Ehrungen und Auszeichnungen des großen Niederbayern. 1906 wurde er Professor, stellvertretender Direktor und 1924 Oberstudienrat. Vom Prinzregent Luitpold wurde er mehrfach ausgezeichnet. Die Stadt Würzburg überreichte ihm zu seinem 75.Geburtstag die silberne Stadt-Ehrenmünze. Zum gleichen Anlaß nahmen auch die Simbacher Gemeinderäte die Gelegenheit wahr, ihn zum Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde zu ernennen. Sein Geburtshaus in der Innstraße trägt seitdem eine Gedenktafel.
Simon Breu hatte in seinem Privatleben, im Gegensatz zu seinen beruflichen Erfolgen, Unglück erleiden müssen. Seine überalles geliebte Frau Helene starb 1883 nach erst einjähriger Ehe, unmittelbar nachdem sie ihm einen Sohn geboren hatte, der ebenfalls starb. Der Komponist trug schwer an diesem Schicksalschlag. Er heiratete nicht wieder. Seine Schwester Regina führte ihm von da ab 33 Jahre lang den Haushalt.
Als 75jähriger zog sich Simon Breu auf einer Kur in Bad Brückenau eine Fußverletzung zu, es entstand eine Venenentzündung mit folgender Embolie. Als gläubiger Katholik ließ er sich während seiner Krankentage noch täglich die hl. Kommunion reichen, ordnete noch bei vollem Bewußtsein seine Verhältnisse und starb still und friedlich am 09. August 1933.
(Quelle: Referat für den Musikunterricht am 16. Februar 1995 gehalten von Christoph Breu)